In der antiken Stadt Ephesos in der heutigen Türkei, an deren Ausgrabungen heute das Österreichische Archäologische Institut beteiligt ist, lag der größte Tempelbau der Antike, ein Tempel, der der griechischen Göttin der Jagd und des Waldes und der Hüterin der Frauen und Kinder, Artemis, geweiht war.

Bereits vor der Gründung der Stadt gab es an ihrer Stelle einen Artemistempel, der große Anziehungskraft für Pilger hatte. Ephesos war in seiner frühen Zeit vor allem ein Wallfahrtsort, der diesen Pilgern Nahrung und Unterschlupf bot. Mit der Zeit siedelten sich dort immer mehr Menschen an, bis Ephesos schließlich eine der größten und auch reichsten Städte der Antike wurde.

In seiner Geschichte wurde der Tempel der Artemis immer wieder zerstört und neu aufgebaut. Der Vorläufer des letzten Tempels wurde in einem Zeitraum von 120 Jahren erbaut – der sumpfige Boden machte die Konstruktion äußerst schwierig. Er bestand aus 106 Marmorsäulen, die 19 Meter hoch und Träger schwerer Querbalken und eines Daches aus Zedernholz waren. Im Tempel befand sich eine zwei Meter hohe Statue, die die Göttin darstellte. Allerdings wurde der Tempel im Jahr 356 vor Christus durch einen Mann namens Herostratos in Brand gesteckt, der durch diese Tat berühmt werden wollte. Angeblich wurde in genau der gleichen Nacht Alexander der Große geboren, weshalb Artemis, die seiner Mutter bei der Geburt zur Seite stand, ihr Heiligtum nicht schützen konnte.

Der neue Tempel sollte entsprechend des Aussehens des alten gebaut werden, allerdings wurde dieser schließlich noch größer mit erhöhtem Sockel, 117 Säulen und einem Steindach. Um den sumpfigen Boden stabiler zu machen, damit er ein solches Gewicht tragen konnte, wurde der Tempel auf einer Schicht von Kohle und Wolle errichtet. Darauf kam ein breites Fundament, das das Gewicht des Tempels verteilen sollte.

Der Bau stand über 500 Jahre lang, bis er 268 nach Christus im Zuge eines Kriegszugs der Goten zerstört wurde. Die Reste des Tempels wurden von den Einwohnern der Stadt als Baumaterial verwendet.